Sich persönlich treffen und austauschen in ungewöhnlichen Zeiten – aber mit Sicherheitsabstand. So lautete die Devise der zweiten Beiratssitzung des Projekts Agile Pflege. Nach Wochen der telefonischen Besprechungen und Video-Meetings haben sich alle Beteiligten auf ein face-to-face Treffen gefreut. Im persönlichen Dialog bleiben, mit den Projektpartnern, mit dem Beirat, mit der Regiestelle, das ist eine wichtige Aufgabe im Projekt, gerade dann, wenn es schwierig wird.
Das Grußwort hielt Claudia Middendorf, Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung sowie für Patientinnen und Patienten in Nordrhein-Westfalen. Auch sie betonte die Notwendigkeit der Kommunikation miteinander und machte die Anwesenden mit der neuen Dialogstelle für Pflegebedürftige, Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen bekannt. Die Corona-Zeit war und ist eine Herausforderung für alle, besonders aber für Menschen, die in Pflegeeinrichtungen leben und unter den zum Teil strikten Einschränkungen leiden.
Im Anschluss stellte das Projektteam den aktuellen Stand im Projekt Agile Pflege dar. Das Team hat während der gesamten Corona-Zeit den Dialog mit den Kooperationspartnern aufrechtgehalten. Intensive Situationsanalysen zeigten viele Herausforderungen auf. Aber auch positive Effekte konnten, z. B. mit Blick auf die verbesserte Zusammenarbeit in den Teams, beobachtet werden. Daraus leitet sich für das Projektteam die Frage ab, wie das neue gewonnene Selbstbewusstsein der Pflegekräfte nachhaltig gestärkt und der neue Teamgeist bewahrt werden kann?
Ein Schwerpunkt der Veranstaltung waren die Qualifikationen, die bereits seit Juni wieder durchgeführt werden – in veränderter, teilweise digitalisierter Form. Dafür waren erhebliche Vorarbeiten zu leisten, von der Beschaffung der Hard- und Software, über die Anpassung der Inhalte und die Schulung von Dozent*innen und Teilnehmer*innen.
Bisher sind die Schulungen in der neuen Form ein großer Erfolg. Auch der erhoffte „Nebeneffekt“ ist zum Teil tatsächlich eingetreten: die digitale Kompetenz und die Bereitschaft, sich auf digitales Lernen einzulassen, ist gestiegen. In mehreren kleinen Filmsequenzen wurde ein Einblick in das Qualifizierungsgeschehen und die Wahrnehmung der Beteiligten gegeben.
Frau Mommertz-Selzer, Leitende Qualitätsmanagerin der Schönes Leben Gruppe, berichtete als Gast anschließend von ihren Erfahrungen als Corona-Beauftragte für ihr Unternehmen. Ihr Fazit lautet: Der Umgang mit der Corona-Krise in der Pflege ist eine Erfolgsgeschichte, die man erzählen sollte. Alle haben einen guten Job gemacht, von der Politik bis zur Praktikantin in der Pflege. Aber: die Pflege kann diesen Erfolg nicht für sich nutzen, da diese sehr sozial orientiert und „unter dem Radar“ bleiben möchte.
Der Tenor der anschließenden Diskussion war, dass die Pflegeeinrichtungen jetzt aktiv werden müssen. Die Pflege, das heißt auch die am Projekt beteiligten Einrichtungen, muss „ihre Erfolgsgeschichte“ erzählen und nach außen tragen. Für das Projekt Agile Pflege ergeben sich aus der Situation auch neue Aufgaben – neue Formate, neue Inhalte und neue Zielgruppen müssen erschlossen werden, um im Sinne der Fachkräftebindung und Weiterentwicklung in der Pflege Unterstützung leisten zu können.
Der konstruktive Austausch mit den Beiratsmitgliedern hilft den Blick auf die gesamte Branche zu erweitern und die Angebote in Zukunft noch passgenauer zu gestalten. Das nächste Treffen des Beirats soll im November 2020 stattfinden, diese Mal als digitales Treffen, um auch im Beirat moderne Kommunikationsformen zu erproben.